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Feilenstriche für einen so rechtschaffenen Kameraden, wie du bist, tun wollte.“

  Endlich fiel die Handfessel durchfeilt zu Boden.

 „Ich bin frei! Hussa, ich bin frei!“ Jubelte Stülpner, beide Arme über Kopfhöhe emporestreckend, was er so lange Zeit der Kette wegen nicht hatte tun können. Wie im Rausche, so riss er den Dotzauer in seine Arme und herzte und küsste ihn. Dann sprang er zu Herzog hin und schloss ihn an sein Herz unter dem Rufe: „Kamerad, ich bin frei! Frei! O, ich möchte es durch alle Wälder schreien: ich bin frei, frei wieder wie das Wild unter den grünen schützenden Bäumen im Forste. Ach, nur der weiß, was Freiheit ist, der wie ich so lange Zeit ein armer Gefangener war. Ich werde nun meine gute alte Mutter und meine Marie wiedersehen... Beide... Beide, die mir das Liebste auf der Welt sind.“

     Eine halbe Stunde später hatte der ehrliche Dotzauer auch die Fußschelle durchfeilt, und Stülpner fühlte sich nun ganz von seiner Fessel unbehindert, Tränen der Freude fielen ihm aus den Augen. „ Borge mir Deinen Hirschfänger, Kamerad,“ sagte er zu Herzog... „dieses Zeichen der Knechtschaft, der Hilflosigkeit eines nun freien Mannes, darf den Wald nicht länger sehen, als gerade Zeit dazu gehört, ihn denselben zu entledigen. Ich will es vergraben für immer.“

     „Ja, das ist das Gescheiteste,“ stimmte Herzog bei,... „weg mit dem Zeuge, daß die liebe Sonne kein Ärgernis daran nimmt.“

     In wenigen Minuten war die Kette nebst den durchfeilten Handschellen aus dem Gesichtskreise in ein Loch verschwunden, welches wieder mit dem aufgeworfenen

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