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alle Hoffnung auf seine Wiedergenesung schier verschwunden und der Herr Pastor hätte gerufen werden müssen, um ihm das heilige Abendmahl zu reichen, hätte der todkranke Mann im Beisein Mariens, die in Tränen ausgelöst an seinem Bett gestanden, und zu dem Herrn Pastor gesagt: „Ich sterbe recht schwer mein lieber Herr Pastor, denn ich hinterlasse eine ungehorsame, aller Vernunft widerspenstige Tochter, die ich nicht einmal mit aufrichtigem Herzen zum Abschied segnen kann. Was soll denn nun aus ihr werden, wenn ich hinüber sein werde?“

     Nun habe der Herr Pastor, der das ganze Verhältnis hinsichtlich der Heirat gekannt, der Marie so eifrig ins Herz gesprochen, daß sie doch nicht den erschrecklichen Vorwurf, ihren braven Vater in solchem Gram um sie hinsterben zu lassen, aus ihr Gewissen laden solle, und ihr erklärt, daß aus einer Heirat zwischen ihr und dem Stülpner Karl doch nie und nimmer etwas werden könnte, denn sie als ein reputierliches Mädchen werde doch unmöglich die Frau eines Menschen werden wollen, welcher wenigstens zu drei Jahren auf den Bau käme. Wenn sie wirklich so gottvergessen handeln wolle, dann müsste er ihr geradezu sagen, daß ihr Vater recht habe, wenn er, ohne sie gesegnet zu haben, aus der Welt ging. Was fordere er denn Unrechtes von ihr? Sie solle einem Manne die Hand geben, der ein braver angesehener, wohlhabender Bürger sei und der sie recht herzlich liebe. Sie möchte sich doch ja um Gotteswillen überlegen, ob sie den Vater ohne diesen Trost, sich ehrbar und anständig versorgt zu wissen, sterben lassen wolle oder nicht.

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