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als ein tiefschattiger Streifen dahin, soweit nur Auge reicht.

      Unten beim Dorfe rollt die Zschopau in geschäftiger Eile schäumend ihr Wasser über ein Wehr, sie ist das Silberband, das die dunkle Berglandschaft durchwebt und ihr Leben verleiht. Eine Brücke führt über den fasst immer wie in Gärung sich befindlichen Fluss, dessen Wiege ein immerwährendes Felsenlager ist. Unfern vom Dorfe dehnt sich ein Waldgürtel hin und ganz in den Saum des Letzteren eingedrückt, befand sich damals ein kleines Häuschen, der verstorbene Revierjäger, Thomas Stülpner, hatte es erbaut und nun diente es seiner Witwe zur Wohnung. In dem Hause, über dessen Türe ein Hirschkopf mit Geweih jedem, der hier fremd war, gleich den Stand seines Bewohners verkündete, herrschte wenig Annehmlichkeit, der Luxus, der überhaupt im sächsischen Obererzgebirge ein unbekannter Gast ist, weil Armut und Mangel oft am Notwendigsten ihre Heimat daselbst aufgeschlagen und dieser hohen Region den Namen „sächsisches Sibirien“ erworben haben, war in dem kleinen stülpner’schen Hause gänzlich fremd. Seit dem Tode seines Erbauers des Revierjägers waren viel Tränen hier geweint worden und recht bitterer Kummer hatte sich daselbst häuslich niedergelassen.

Die alte Mutter Stülpner sah einer traurigen Zukunft entgegen. Mit ihrem Manne war ihre Stütze dahin gestorben. Was sollte die alte Frau arbeiten? Dazu reichten ihre Kräfte nicht mehr, mit Mühe besorgte sie ihr bisschen Wirtschaft. Von acht Söhnen war ihr nur einer, ihr jüngster, der Karl, übrig geblieben, ein Bursche,

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