kann nicht einmal eine armselige Stelle bekommen, dass ich euch und mich ernähre? Und wo steht denn geschrieben, dass das Wild im Walde dem oder jenem allein gehörte und nicht allen, die es erlegen? Alle Teufel, Mutter, das ist ein Gedanke, der mir oft den Kopf warm gemacht hat... wenn ich daran denke, wird mir’s wirblich, ich möchte aus der Haut fahren, dass dem freien Menschen das Recht auf das freie Wild genommen ist. Hat Jemand je einen Hirsch, einen Bock geschossen, der den Namen dieses oder jenes Besitzers trug? Ich habe
noch kein Wild so gezeichnet gesehen.“
„Um Gotteswillen, Karl, gib dich ja nicht solchen Gedanken hin, die führen zum Wilddiebstahl... sind böse Gedanken,“ warnte die Mutter voll Angst. „Ach mein Sohn, du weißt,
wie schwer sonst und jetzt noch solches Verbrechen bestraft wird.“
„Ja, ja, ich weiß das, Mutter,“ antwortete Karl nachdenkend... „Sonst schmiedete man den eingefangenen Raubschützen auf einen Hirsch und jagte diesen in die Wildnis. Das Tier, rasend durch seine nicht von ihm weichende Last, brauste so lange in mächtigen Sätzen dahin durch Busch und Flur, durch Tal und Felsen, bis es tot zusammenbrach und der von Dornen zerfleischte Unglückliche an das in Fäulnis übergehende Tier gefesselt, einen entsetzlich langsamen Tod fand und noch im Bewusstsein des Lebens den Aasvögeln eine Beute wurde. Jetzt ist das Zuchthaus der Lohn des gefangenen Raubschützen. Vielleicht ist das Zuchthaus oder der Bau ein noch
grässlicherer Tod, denn beide töten auch die Seele des Unglücklichen.“ Stülpner
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