Somit war das Schießen zu Ende. Der Graf bemerkte das tiefe Entsetzen, das sich auf Stülpner's Gesicht abzeichnete. „Für heute gebe ich ihm frei, erhole Er sich,“ sagte er gütig zu ihm . . . „meiner Schwester Gnaden hat zuweilen seltsame Ideen, die einem die
Haare sträuben machen. Mir war bange bei dem Schusse.“
Stülpner trug seine gute Doppelbüchse und die ihm gewordenen Preise in seine Stube und eilte dann hinaus an das Seeufer, um Ruhe vor dem Selbstvorwurfe, den ihm sein Gewissen machte, zu finden. Er hatte mit einem Menschenleben gespielt, um... der Ehre willen. Wie ein begangener Mord lastete der Gedanke auf ihm. Es begann zu düstern, als er nach dem Schlosse zurückging, er war ruhiger geworden. Die Gräfin erschien ihm jetzt nicht mehr als eine gütige, gnädige Dame, sondern als ein Teufel, der ihn zum Verbrechen, zum Morde geleitet hatte. Und daß dieses Letztere nicht geschehen, daß der Schuss glücklich gelungen war, das meinte er allein dem guten Geiste danken zu müssen, der in Gestalt des jungen, schönen Mädchens, das ihn angstvoll flehend angeblickt und die Hände bittend nach ihm emporgehoben, ihn vor dem Fehlschuss bewahrt hatte. Das waren seine Gedanken auf dem Rückwege und wie überrascht blieb er stehen, als, nachdem er auf den vom Schlosse nach dem See hinabführenden breiten Weg gekommen, er dasselbe Mädchen, an welches er eben dachte, aus einem kleinen Boote steigen und es
befestigen sah. Er blieb stehen und wartete der Kommenden.
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