< zurückblättern
Index
vorblättern >

seinem Gehalte von 300 Gulden nicht in Kummer sein zu dürfen. Welche Freude für ihn, der alten Mutter von seinem unverhofften Glücke schreiben zu können. Und Marien schrieb er mit voller Seele. Er gestand ihr, daß seine Neigung zur schönen Ingrin zwar keine solche tief begründete sei, wie die, welche er zu ihr in seinem Herzen getragen, aber er hoffe durch die guten Eigenschaften, welche Ingrin besäße, doch glücklich mit ihr zu werden.

 

 „Dich zu vergessen, Marie, dich nicht mehr zu lieben, ist mir unmöglich,“ sagte er in seinen Zeilen an sie... „zwischen uns waltet eine Neigung wie zwischen Kindesherzen, die mich, das wilde widerspenstige Gemüt zähmte und heiligte und nur mit meinem letzten Lebenshauche erlöschen wird. Was sage ich da? Eine solche Neigung geht mit uns übers Grab hinaus, denn das Schöne kann nicht im Tode untergehen, es überdauert die Zeitlichkeit. Waren wir nicht Kinder als wir uns zu lieben begannen? Ja, wir waren Kinder und diese kindliche Liebe zu dir ist mein Palladium in der Fremde unter Fremden geblieben. Hier beten sie zur heiligen Mutter, wie in allen katholischen Ländern: hieß sie nicht Marie, wie du? - wenn sie rufen: „Heilige Marie bitte für uns!“ Denke ich an dich und die Stimme in meinem Herzen ruft: „Marie, denke zuweilen an mich!"

 

 Kolosch hielt Wort, er legte Stülpnern kein Hindernis in den Weg, mit Ingrin umzugehen, und im ganzen Schlosse war's bald ruchbar, daß des Herrn Grafen Leibjäger das schöne Mädchen heirate. Was die Leute davon dachten oder wie sie in ihrer gemeinen hasssüchtigen

246

< zurückblättern
Index
vorblättern >