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Eines Tages erstaunte er nicht wenig, als er einen ungewöhnlich dicken Brief erhielt. Nachdem er ihn geöffnet hatte, wuchs sein Erstaunen erst zur rechten Höhe, denn ein anderer lag darin an den Thumer Ratsherrn, Herrn Peters gerichtet.

 

     Die Schriftzüge waren ihm bekannt, sie stammten von weiblicher Hand und doch konnte er sich nicht gleich entsinnen, wo er sie schon früher gesehen habe. Als er dieses inliegende Schreiben aufgemacht hatte, erblickte er ein zweites innen liegen, daß die Aufschrift an ihn selbst trug. Er riss es schnell auf, um zu sehen, von wem es unterzeichnet sei. Erschrocken ließ er es auf den Boden fallen, als er die Unterschrift gelesen: „Ingrin, von übermorgen an: Schwester Sigismunda für die ganze Lebenszeit und bis ans Grab!“

      Stülpner gehörte keineswegs zu den Schwächlingen, welche sogleich in Tränen zerfließen, sobald irgend etwas ihre Herzen Erschütterndes an sie herantritt. Seine Lebensweise hatte ihn abgehärtet, er war rau geworden und darum mußte es auch stark an ihn kommen, wenn seine gewöhnliche Ruhe gleichsam aus ihrem Geleise gestört wurde, aber es gibt doch Dinge, die auch das stärkste, nicht so leicht weichen Regungen sich überlassende Gemüt mit Blitzesschnelle ergreifen. Ingrins Brief gehörte unter die Rubrik dieser außergewöhnlichen Lebensangelegenheiten. Ihre Unterschrift erschien ihm als eine in wenigen Worten zusammengefasste Schilderung ihres Schicksals.

 

      „Von übermorgen an: Schwester Sigismunda für die ganze Lebenszeit und bis ins Grab“ besagte ja, daß

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