viel Schlimmes von dieser Dame, daß, wenn nur die Hälfte von dem wahr wäre, sie ein böses Wesen sein müsste, welches in Menschenhülle Untaten vollbringt. Verzeihe ihr
Gott und gebe ihr Erkenntnis zur Reue.“
Stülpner unterbrach sich im Lesen. Die Hand über die Augen gelegt, blieb er lange vor sich hinsinnend. Jetzt erst war in das Dunkel, das jenen Mord umhüllte, als dessen Urheber er dem allgemeinen Hasse fast zum Opfer gebracht worden wäre, ein so grelles Licht gefallen, das ihn, den rauen Mann erschreckte. Dieser Mord war also eine Folge jener von der Gräfin absichtlich herbeigeführten Szene in der Eremitage, an welche sich Stülpner mit Abscheu erinnerte. Diese Potiphar hatte nach Rache an mir gelechzt und nur der Irrtum des rotköpfigen Siwatsch ihn davon gerettet, obwohl er dadurch beinahe unter Henkers Hand geraten. Wie wunderbar verschlangen sich die Fäden des Geschicks! Aber immer blieb Ingrin der gute Engel, der ihn vor diesem
furchtbaren Loos gerettet hatte.
Er las weiter in dem Briefe, wie folgt:
„Vieles hat sich verändert. Han Istock ward beim Fällen einem Baumes, der in entgegengesetzter Richtung fiel, als er sollte, erschlagen, sein Bruder, der Kammerdiener, ist im Plattensee ertrunken und mein Ohm unter meiner Pflege gestorben. Graf Wesseliny wollte sich vermählen und ist es gewiss jetzt schon, als ich dies schreibe. Nach dem Begräbnis meines Ohms kehrte ich in mein unterbrochenes Noviziat zurück, dessen letzte sechs Monate nun vorüber sind. Hart und voller Leid ist der Beruf einer
barmherzigen Schwester, sie sieht nur
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