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ihm gütlich zu und war bemüht, ihm die militärische Laufbahn von der ehrenhaften Seite darzustellen, in der Hoffnung, dadurch mehr als durch Strenge bei ihm auszurichten.

     „Mein Herr Hauptmann, halten zu Gnaden, ich kann mit meinen fünf Gott Lob gesunden Sinnen keine Ehre an der Sache finden,“ antwortete Stülpner. „Wenn es eine Ehre wäre, hätten Sie nötig, Ihre Leute wie Räuber auf diejenigen loszulassen, welche unter den Fahnen der preußischen Majestät dienen sollen? Gewiss nicht. Unglückliche sind es und von Ehre kann bei ihnen keine Rede sein. Ehre kann nur bei Freiwilligen stattfinden, bei Gezwungenen, die im Stillen ihr Schicksal und ihre Peiniger verfluchen, niemals. So denke ich, ob's in Preußen anders ist, weiß ich nicht... scheint mir aber nicht anders zu sein.“

     Der Hauptmann drohte nun mit Körperstrafe.

     „Ah, das ist also die Krone preußischer Ehre, mein Herr Hauptmann? Bedanke mich sehr dafür. Ich bin in Ihrer Gewalt, das ist freilich wahr, aber ich glaube nicht, daß Sie das Recht haben, deshalb Strafen über mich zu verhängen. In diesem Falle, da ich doch einmal wieder frei kommen muß, dauere es auch noch so lange, werde ich mein Unglück beim Dresdener Hof, wo ich Verwandte habe, bekannt machen und die Behandlung, die ich erlitten, dürfte sehr leicht für den Herrn Hauptmann selber unangenehme Folgen haben.“

     Diese Andeutung verfehlte ihren Zweck nicht. Der Hauptmann wußte eben so gut wie alle Welt, daß der

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