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Sieg noch leichter. Die königlich gesinnten Bürger der Stadt nötigten den Kommandanten zur Übergabe an die Preußen und den 2. September, also 9 Tage später, als Longwy sich ergeben hatte, hielt Friedrich Wilhelm II. von Preußen persönlich seinen Einzug in Verdun. Die Bürger hatten große Anstalten dazu getroffen, unter anderen übergaben sechs weißgekleidete, schöne Mädchen dem zu Pferde sitzenden Könige eine Menge der köstlichsten Konfekturen. Dieses süße Geschenk wurde später, als Verdun von den Preußen, die sich daselbst nicht halten konnten, verlassen worden, den schönen Geberinnen entsetzlich belohnt, denn auf Befehl von Paris aus fielen ihre Häupter unter dem Blutbeile der Guillotine.

      Bisher war alles gut gegangen, die Eroberungen waren kinderleicht, nun aber, als das preußische Heer die Champagne betrat, veränderte sich das lustige Kriegsleben in ein sehr elendes. Die Champagne, berühmt durch ihre Weine, erwarb sich in den Annalen der preußischen Kriegsgeschichte ein trauriges Andenken. Das preußische Herr, das seine Vorhut bis Chalons vorschob, erlitt in diesem an und für sich unfruchtbaren Lande, dessen östlicher Teil meist aus Heideland und morastigen Ebenen besteht und wo die einem Heere nötigen Zufuhren an Lebensmitteln durch Gebirge, enge Pässe und unwegsame Wälder gehemmt wurde, Niederlagen, die ihm nicht etwa der Feind beibrachte, obwohl es täglich Gefechte mit diesem gab, es waren Niederlagen, welche viel tiefere Wunden dem Ganzen schlagen, als eine verlorene Schlacht dies hätte bewirken können.

      Hunger und Krankheiten rissen ein, tägliche Anstrengungen, keine Stärkung und keine Erholungen rafften die

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