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zu haben, was uns zum Guten hätte anschlagen können. Aufrichtig will ich Sr. Exzellenz sagen, welche Schuld auf mir ruht und warum? Vielleicht hat dieser vornehme Herr ein Herz, welches den Reuevollen nicht verwirft.“

      „O denk doch, Karl, es steht ja in der Heiligen Schrift geschrieben: „Es wird im Himmel mehr Frohlockens über einen dem Guten geretteten Sünder sein, als über neun und neunzig Gerechte“, führte Marie zum Beweise an. „Sollte denn der Oberlandforstmeister so harten Sinnes gegen alles göttliche Gebot sein?“

      „Du gläubiges Herz,“ rief Karl gerührt... „für viele Tausende ist die Heilige Schrift nur ein Buch, dessen Inhalt sie nicht ins Leben übertragen. Aber komme es wie es wolle. Du hast mein Wort, ich gehe kommende Woche nach Dresden - nur der Tod könnte mir dieses Versprechen entbinden. Lebe wohl für jetzt, meine teure Marie. Meinem guten alten Mütterchen sage nichts von meinem Geheimnisse. Es würde eine ihr Leben verbitternde Furcht in ihr Herz werfen, sie darf nicht wissen, dass ihr Sohn, ihre nötige Stütze, zu den Ausgestoßenen gehört, die die Waldnacht zum Mantel für ihr Tun brauchen. Lebe wohl, mein Mädchen.“ Mit raschen Schritten eilte der Raubschütz in das ihn schnell vor Mariens Blicken verbergende Walddickicht. Als auch das Rascheln seiner Tritte in der tiefen Abendstille des Mädchens Ohr nicht mehr hörbar war, warf sie die Augen empor nach dem dunklen Himmel, aus dessen Tiefe einzelne Sternlichter bereits leuchtend hervorgetreten waren. Sie faltete die Hände zum Gebet und rief leise: „Gott, mein guter, lieber

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