Mädchen außer sich... „Ach, lieber Gott, habe ich eine Angst um die alte, gute Mutter
gehabt!“
Jetzt erst, als die Ohnmacht glücklich verscheucht war, warf Stülpner, dessen Aufmerksamkeit bis jetzt ausschließlich der Mutter zugewendet gewesen, seine Augen auf deren Gesellschafterin. Es war ein blutjunges, schlankes Mädel mit einem recht hübschen Gesichtchen, in dem noch ein kindlicher Ausdruck vorherrschte. Er konnte sich keiner Bekanntschaft der Mutter mit Jemand im Dorfe erinnern, der eine so jugendliche Tochter gehabt hätte. Wie die alte Frau sich wieder erholt hatte, war ihre Freude groß, aber
auch der Tränen tiefen viele über ihre eingefallenen, runzelvollen Wangen.
„Auf eine so glückliche Stunde des Wiedersehens habe ich nicht mehr gehofft, mein Karl,“ sagte sie... „ich dachte, der liebe Gott hätte mich ganz vergessen, und nun auf einmal liegt all' die Angst und Furcht, nie wieder dich, mein Sohn, zu sehen, nie etwas von dir und Deinem Schicksale zu hören, hinter mir... wie ein schlimmer Traum. Ach, wie barmherzig
ist Gott mit mir alten Frau.“
Nun wurde erzählt von den beiderseitigen
Schicksalen.
„Wenn du zwei Wochen später gekommen wärst, hättest du mich nicht mehr hier gefunden, Karl,“ sagte die Mutter. „Die Not hat mich dazu gezwungen, daß ich unser Häusel habe verkaufen müssen. Der Hunger tut weh. Woher soll ich etwas nehmen? und dann die Steuern... hätte
ich's nicht gutwillig verkauft,
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