sehr viel moralisch gezwungen, dem erwähnten Verhältnisse gegenüber ein Auge zuzudrücken. Gewiss, Röse besaß eine sehr große Macht über den Stülpner Karl. Sie war im Verlauf der Zeit zu einem sehr hübschen Mädchen aufgeblüht und hing mit vollem Herzen an ihrem Karl. Für den waren es immer Freudenstunden, wenn er zu Besuch bei der Mutter kam, die, dafür hatte er durch Rücksprache mit dem jetzigen Besitzer seines Vaterhauses Sorge getragen, noch in demselben wohnen geblieben, indem eine große unbenutzte Kammer für die alte Frau zur Stube eingerichtet worden
war.
Eins lag der alten Frau und Röschen besonders auf dem Herzen. Karl war seit vielen Jahren dem kirchlichen Leben entfremdet und hatte natürlich auch nicht das heilige Abendmahl genossen. Mit Tränen im Auge flehte ihn Röse darum an und ihre Bitte machte deshalb so tiefen Eindruck auf ihn, daß er ihr die Erfüllung derselben zusagte. „Karl! Mein Karl! Du machst mich durch dies Versprechen glücklicher, als wenn Du mir Schätze und Reichtümer bötest!“ Rief Röse, ihn mit aller Innigkeit eines liebenden Herzens umschlingend. „Jetzt fürchte ich nichts mehr für dich, Gott ist ja allbarmherzig, auch mit dir, dem
zu ihm Zurückgekehrten wird er sein und alles, alles gut werden.“
Eines Morgens wurde ein Jäger beim Pastor Schönherr in Thum gemeldet. „Was ist Sein Begehr?“ Fragte der Mann der Kirche. Stülpner sagte ihm, daß er sich nach dem Troste der Religion, nach dem heiligen Abendmahl sehne. Das belobte der Pastor und fragte nach seinem Namen, aber kaum hatte
Stülpner den
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