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ihn erfassen konnte, ihn gewaltsam in die Arme riss und herzte und küsste. „Stülpner, Er ist 'n braver Kerl und Gott segne ihm das, was Er an mir getan und das doppelt aufwiegt, weil ich doch früher Sein Feind war, der ihn fürs Leben gern gefuchtelt hätte, daß ihm der Rücken und der Allerwerteste preußisch blau und rot paspeliert angelaufen wäre. Darum eben ist Er doppelt brav, hat keine Rache an mir geübt, im Gegenteil wie ein echter und rechter Kamerad an mir gehandelt, wo ich in der schlechtesten Lage in der Welt war. Das verdient Anerkennung, ein Anderer hätte mir noch einen Treffs abendrein gegeben. Hol' mich dieser und jener, das vergesse ich ihm Schwerenochskerl im Leben nicht und wenn ich mit dem hölzernen Dinge da noch ein paar hundert Jahre älter werde.“

      In den sonst so rauen Zügen des invaliden Korporals, der selbst jetzt noch, wo er seiner körperlichen Unfähigkeit wegen nicht mehr in die Reihe der aktiven Krieger gehörte, die ganze Martialität des Soldatenstandes in seinem Benehmen zu ihrem Ausdruck brachte, zeigte sich eine Rührung und freudige Aufregung, wie solche seinem rauen Charakter gänzlich fremd schien, selbst ein paar große Tropfen in seinen Augenwimpern deuteten auf die außerordentliche Gemütsbewegung, die sich seiner bemächtigt hatte. Dieser Krieger, der sich in früheren Tagen nur hart und streng gezeigt hatte, entwickelte jetzt eine Herzlichkeit, wie Stülpner solche ihm nie zugetraut, gar nicht von ihm erwartet hätte. Freilich war diese Herzlichkeit ganz dem Anstrich des Soldatischen unterworfen, rau, stürmisch, wie er selbst, und darum kannte auch nur ein Mann wie Stülpner, der das

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