verzichtet und glauben die gnädigen Herren nicht, daß es nur eines Augenblickes bedurft hätte, eines unbedeutenden Druckes meines Fingers, um den Schändlichen dafür zu lohnen, was er an mir verbrochen hat? Nennen Sie es nicht Feigheit, daß ich dies nicht tat... ich hatte in die Hand eines Engels, meiner heimgegangenen Marie den Schwur geleistet, die Rache an ihm Gott zu überlassen.“ Der Gedanke an Marie ergriff Stülpnern so mächtig, daß ihm ein paar große Tränen über die vom Wetter gebräunten Wangen rollten. „Verachten die gnädigen Herren mich nicht, daß mir ungerufen diese Gäste in die Augen treten, sie kommen so selten, daß sie wie glühende Kugeln schmerzen,“ fuhr er fort. „Ja, ja, auch mich hatte Gott zum Glück geschaffen, aber ein Teufel verdarb es. Das ist die Geschichte
und das Geschick meines Lebens.“
„Wäre Er nur nicht Deserteur, Stülpner, dann könnte man's doch vielleicht dahin bringen, daß Er wegen Seiner Raubschießerei frei ausginge,“ sagte Major von Gundermann... „Er ist aber
zweimal desertiert, das ist der Teufel.“
„Halten zu Gnaden, Herr Major, ist mir vorzuwerfen, daß ich als Soldat meine Pflicht nicht erfüllt? habe ich als solcher ein Verbrechen begangen? Nein, das habe ich nicht. Eins entsprang aus dem andern, ich mußte auf meine eigene Faust durch den Wald pirschen, wollte ich nicht den entsetzlichen Gedanken in mir tragen, daß meine Mutter zu Hause am Hungertuche nage. Sie mußte ich ernähren, das war meine Pflicht als Sohn. Wer hätte es an meiner Mutter getan? Niemand! Und ist das Loos, 22 Wochen ein
Gefangener zu sein,
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