„Heute geht's nicht zum Schänker hier im Orte,“ äußerte der Korporal unterwegs... „Ich werde ihn zur
Nachtruhe nach Zschopau bringen, da schläft er ganz sicher.“
Stülpner gab auf die Hohnrede keine Antwort, das ihm bevorstehende Schicksal beschäftigte ihn ernst genug. Wer konnte ihn verraten haben? Hatte einer seiner Kameraden Unglück gehabt, war eingefangen worden und hatte Geständnis gemacht? Das war die einzige ihm denkbare Möglichkeit. Alles Nachgrübeln war vergeblich, denn eine Gewissheit gab es doch nicht eher für ihn, als bis er nach Chemnitz kam. In Zschopau angelangt, wo auch eine Compagnie vom Regimente Prinz Max lag, wurde Karl ins Stockhaus unter sichere Wache eingesperrt, dann ging am nächsten Morgen gleich nach Tagesanbruch der Marsch weiter nach Chemnitz, wo das Gefängnis in der Hauptwache ihn aufnahm. Noch an demselben Tage war er im Klaren über das, wessen man ihn bezüchtigte. Hauptmann von Gundermann hatte diese beim gerichtlichen Verfahren damaliger Zeit ungewöhnliche Beschleunigung anempfohlen. Man war auf das Benehmen Stülpners dabei außerordentlich gespannt
und wie er sich verteidigen würde.
Als er den Gerichtshalter erblickte, wallte ihm wohl der Zorn auf, dass er sich fast vergessen und ihn niedergeschlagen hätte, indes er zwang sich gewaltsam, ruhig zu bleiben. Auch der Hehler wurde mit ihm konfrontiert. Stülpner hörte dessen Beschuldigung mit Gleichmut an, aber als jener ihn auch anderer Verbrechen
bezüchtigte, und zwar mit so offenbarer Scheu, dass jeder wohl
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