(Christ. Lehmann, Histor. Schauplatz ec., S. 183. Gießler, Sächs. Volkssagen, Stolpen (o. I.) S. 104.) Unter einem großen Felsen des Greifensteins, wo der Vermutung nach ein altes Schloss gestanden hat, ist ein offenes Loch zu sehen, in das ein Mann bequem kriechen kann. Von diesem Loch aber wird erzählt, dass einst eine Magd aus dem Vorwerke Hayde, die, wenn sie daselbst grasete, öfters mit Namen gerufen wurde, im Beisein einer andern Magd auf abermaliges Rufen hineingegangen wäre, mit dem Verlass, wenn sie schreien würde, dass ihr die andere zu Hülfe kommen sollte. Es hätte aber die hineingehende Magd einen großen Kasten mit Gold und Geld und einen schwarzen Hund dabei liegend angetroffen, und auf Befehl einer Stimme das Grastuch damit angefüllt. Als aber inzwischen der Eingang ganz enge geworden sei, dass sie auf die andere Magd um Hülfe geschrieen, wäre der Hund auf sie losgesprungen und hätte alles Eingefassete wieder aus dem Grastuche gescharret, darauf sie voller Schrecken von der andern herausgezogen worden, und des dritten Tages darauf wäre sie gestorben. Besser (indem er wenigstens nicht mit dem Leben büßen musste) erging es einst einem alten Manne aus Geyer, einem gewissen Christoph Hackebeil, der von seinem Heimatsorte nach der am Fuße des Greifensteins liegenden Gifthütte ging, durch sonderbaren Zufall auf den Greifenstein geriet, dort in dem obengedachten Loche entschlief und die ganze Nacht und den halben folgenden Tag daselbst zubringen musste. Es ließ ihn schlechterdings nicht fort, und für die Angst und Versäumnis seiner Zeit hat derselbe nicht einmal einen klingenden Lohn von den Berggeistern erhalten.
Der Hund, welcher den Schatz bewacht, ist der Hund der Unterwelt, welcher bei der Göttin Hel wacht. Ursprünglich ist derselbe das Tier Odins, einer von den Wölfen der Walstatt. Odin aber ist als Verleiher jedes Gutes auch zugleich der Herr der Schätze. |