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202. Vom törichten See bei Satzung.

(Chr. Lehmann, Histor. Schauplatz. 1699, S. 205. ec.)


Der törichte See, eine halbe Meile über Satzung an einem wilden, mit jungen Kiefern bewachsenen rauen Orte, ist ins Gevierte 30 Schritte breit und lang, der Pfuhl ist mit rotem Moos bewachsen, und das Wasser gehet einer Elle hoch darüber ohne Abfluss. Der See soll unergründlich sein, und niemand machet sich gern allein an den Ort, weil die Leute, welche sich im 30jährigen Kriege dorthin geflüchtet, daselbst viel Anfechtung gehabt haben. Es ist umher auf eine halbe Meile lang nichts als eitel sumpfiges Land, dass auch kein rechter Baum darauf wachsen kann, es verzimmert und verbuttet alles. Insonderheit erzählen die Umherwohnenden, dass sich bisweilen viel ungeheure

Dinge und Gespenster da sehen lassen. Als einstmals Veit Vogel, ein Mann von Satzung, in selbiger Gegend Vogel gestellet, habe er von 9 Uhr an bis 12 Uhr mittags einen großen Tumult und Alarm von Jauchzen, Schreien, Geigen und Pfeifen gehört, dass es nicht anders geschienen, als würde eine volkreiche Bauernhochzeit oder ein lustiger Schmaus in dem See gehalten, dergleichen Freudentöne haben auch andere zu anderer Zeit gehört.

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