057. Die eifersüchtige tote Frau. E-Mail

(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 943.)


Im Jahre 1666 im September hat sich in einer Bergstadt folgendes begeben. Eine Frau war in der Fastenzeit gedachten Jahres Todes verblichen. Da nun der Witwer zur andern Heirat schreiten wollte, kam immer ein Gespenst in der Gestalt der verstorbenen Frau und ängstigte ihn, dass er keine Ruhe haben konnte. Daher gebot er seinem Gesinde, sie sollten in der Stube schlafen und ihr Bette vor seine Schlafkammer schieben. Am Donnerstage zuvor spricht das Gesinde: Herr, wenn ihr doch zuvor, ehe ihr wieder Bräutigam seid, eurer

vorigen Frau einen Leichenstein legen ließet, vielleicht bliebe sie außen. Er bestellte am Freitage die Maurer und lässt ihn legen und sagt: Nun habe ich meine Alte sein eingeschwert, sie wird nicht wiederkommen, der Teufel müsste sie denn heraus führen. Er nimmt die Maurer mit sich nach Hause, isst und trinkt mit ihnen, bestellt einen Boten, der morgens frühe soll weglaufen, gehet zu Bette, und das Gesinde liegt vor der Kammertür. Zur Mitternacht kommt ein Gespenst in die Stube, sucht erst in den Registern und blättert darin, darnach rauschet es über das Gesindebette weg, kam in die Kammer und würgte den Mann. Früh kam der bestellte Bote und wartete zwei Stunden, das Gesinde hieß ihn anpochen, rufen und gar hinausgehen, da findet er ihn tot. Und dieser Mann hat sich nach dem Tode gleichfalls sehen lassen.



 
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