062. Das Fräulein auf der Mulde bei Klösterlein Zelle. E-Mail

(Nach einer Mitteilung von L. Fischer aus Aue.)


Vor langer Zeit war auf dem Rittergute Klösterlein bei Aue ein Fräulein gestorben, welches nach seinem Tode des Nachts auf der Mulde dahin schweben sollte. Da geschah es, dass zwei Bergleute einst eines Sonntags in einer schönen Sommernacht von Schlema nach Zelle gingen, um daselbst Musik zu machen. Ihr Weg führte sie über die sogenannte Ochsenwiese und den Klostersteg. Als sie an die Ochsenwiese kamen, setzten sie sich nieder, um ein wenig auszuruhen, dabei kamen sie auf den Gedanken, dem Fräulein ein Morgenständchen zu bringen, und als sie eine Weile geblasen hatten, näherte sich ihnen

das in einen Schleier gehüllte Fräulein und warf jedem ein Sträußchen in den Schoß. Der eine von ihnen steckte dasselbe in eine Tasche seines Kittels, der andere aber warf es weg. Als am nächsten Morgen derjenige, welcher sein Sträußchen eingesteckt hatte, den Kittel wieder anziehen wollte, kam ihm derselbe so schwer vor, und da er in die Tasche griff, um nachzusehen, zog er sein Sträußchen heraus, welches sich in pures Gold verwandelt hatte. Voll Freude teilte er dies seinem Kameraden mit. Da nun derselbe eilends nach der Ochsenwiese lief, um das andere Sträußchen zu suchen, konnte er es nirgends finden und er musste unverrichteter Sache wieder nach Hause zurückkehren.


Ähnlich ist die Sage von den Musikanten aus Kleingölitz, welche des Nachts am alten Schlosse vorbeigehen und dem alten Grafen, welcher in der Burg umgeht, ein Ständchen bringen. Jeder von ihnen erhält ein grünes Buchenreis, welches jedoch nur einer behält, am andern Morgen sieht er, dass es vom reinsten Golde ist. (Witzschel, Sagen aus Thüringen, No. 193.)



 
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