119. Die zwei weißen Pudel bei Rittersgrün. |
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(Mündlich.) Kurz vor dem sogenannten Zigeunerwalde zwischen Rittersgrün und Pöhla sollen sich manchmal des Abends zwei weiße Pudel mit glühenden Augen und an feuriger Kette festgehängt sehen lassen.
Das Erscheinen weißer Tiere gilt als Tod verkündend. Wahrscheinlich hat sich diese Prophezeiung ursprünglich auch mit dem Erscheinen der beiden weißen Pudel, so wie eines weißen Widders und Schafes in den beiden folgenden Sagen verknüpft. Die Bewohner der Glarner Alpen sprechen, wenn ein Gemsenjäger in der Wildnis umkommt, er habe eine weiße Gemse gesehen, und ebenso verkündet auch nach einem Volksglauben in der Lausitz und in Böhmen ein weißer Schmetterling den Tod. Vielleicht hängt damit auch die weiße Trauerkleidung der Slawen zusammen. Rochholz (deutscher Glaube und Brauch I., S. 138.) vermutet, dass eine Zeit bestanden haben müsse, in welcher das Kennzeichen von Trauer und Freude durchgehend die weiße Tracht gewesen sei, da letztere ursprünglich „ein feierliches ins Leben treten und ein unergründliches Geheimnis des Wiederverschwindens“ bezeichnete. |