156. Der Berggeist erscheint als grauer Mann einem Bergmanne in Neu-Geising. E-Mail

(Meißner, Umständliche Nachricht von der Bergstadt Altenberg, 1747, S. 239.


Gottfried Behr, welcher im Zwitterstock zu Altenberg arbeitete und einen Brennofen beschickte, erzählte folgendes: Es sei am 31. August 1713, als er in seinem Hause zu Neu-Geising früh vor 3 Uhr habe aufstehen wollen, ein Mann, grau von Haaren und Bart, in einer vollkommen menschlichen Gestalt, in einer langen grauen Kutte vor sein Bett getreten und hätte gesagt: „Warte immer noch ein Bisschen!“ Und als Behr geantwortet: „Ich muss anfahren“, hätte dieser weiter gesagt: „Du sollst noch eher droben sein, als der, so mein Volk zählen lässt. Warte noch ein Bisschen, ich will dir was sagen. Ich will mit dir ins Zechenhaus gehen und dir was weisen, wie ich mein Volk will wegnehmen. Du hast unterschiedliche Warnungen getan und dabei haben dich viele verunglimpfet, dieselben haben ihr Teil schon gekriegt. Und wenn sie dich itzo werden wieder so verunglimpfen, wenn du es sagen wirst, so soll es denen wieder so gehen, wie den ersten. Und du sollst eher droben im Zechenhause sein, wie der Geschworene, das merke dir zum Wahrzeichen gewiss!“ Darauf wäre der Mann verschwunden und er hätte nicht gesehen wohin. Hierauf sei er aus dem Bette aufgestanden, hätte sich angezogen, und wie er seinen ordentlichen Weg den Mühlberg hinan ins Zechenhaus gegangen, habe er daselbst den alten grauen Mann innen an der Tür stehend wieder angetroffen und gesehen, dass er vom Ofentopfe an einen Strich mit dem rechten Arme über die Bergleute nach dem Fenster zu getan, und ihn an der linken Seite berührt, dass er solches die ganze Woche lang sehr gefühlet und manche Träne darüber vergossen. Nach diesem hätte er wahrgenommen, dass die Leute alle weggewesen, bis auf zehn Personen, so an dem Ofen traurig gesessen. Der graue Mann aber hätte dazu gesagt: „Da haben sie die Zwölf, die mögen sie auszählen.“ Darauf sei er wieder verschwunden, und habe er, nämlich Behr, die Leute, welche fortgewesen,

mitten unterm Gebete wieder um sich gesehen, es sei auch gleich der Herr Geschworene hineingekommen und habe sich sofort am Tische an seinen Ort gesetzt und mit den Burschen sein Gebet getan, weiter aber habe er damals weder im Zechenhause, noch in der Grube, oder sonst etwas mehr gemerket. Freitags hernach, den 8. September, habe sich ferner begeben, dass, als er zu seiner Zeit aufgestanden und ins Zechenhaus sich begeben, auch in die Stube hineingetreten, dieser alte graue Mann in voriger Gestalt und Tracht beim vorderen Fenster am Tisch auf seinem Orte gesessen. Nachdem er nun näher gegangen, den Tisch mit der Hand ergriffen und sich setzen wollen, sei derselbe aufgestanden und gleich wieder vor seinen Augen weggekommen, worauf er sich gesetzet und mit den Bergleuten gebetet. Am 11. September, früh 5 Uhr, erschien der graue Mann dem Gottfried Behr wieder vor dem Bette und sagte, er solle mit ihm wohin gehen, da würde eine Hochzeit sein, es wären schon drei Tafeln gesetzt. Nachdem aber seine Frau dazu gekommen und ihn gerufen, wäre der graue Mann wieder verschwunden.



 
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