216. Der Koboldstein bei Pfaffengrün. |
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(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirk, S. 50.) Wer von Joachimsthal aus auf der steilen, nach Mariasorg führenden Gemeindestraße wandert, genießt auf der Mariasorger Höhe eine bezaubernde Fernsicht auf das gesegnete Schlackenwerther- Lichtenstädter Becken, die Ruine Engelhaus, auf das Mittelgebirge und einen Teil des Egergebietes, rechts streckt der Pleßberg, links der Koboldstein sein Haupt empor. Zu letztgenanntem Berge, der eine herrliche Aussicht gewährt, gelangt der Reisende in südlicher Richtung. Dahin wandert die Einwohnerschaft der Bergstadt Joachimsthal am Ostermontage um ein Uhr morgens. Vor Sonnenaufgang sieht man oben die Kobolde tanzen, doch die Auferstehung des Herrn verkündend, gewahrt man die Sonne, bevor sie sich ruhig über den Horizont hebt, vorerst dreimal emporhüpfen.
Man will jetzt den „Koboldstein“ zu einem „Kobaltsteine“ machen, weil daselbst Kobalterz mit Hornstein zu gewinnen sei. (Karl Viktor Ritter von Hansgirg.) Fremdartig ist in unserer Sage, dass Kobolde, welche doch vorzugsweise Hausgeister sind, auf einem Berge tanzen, jedoch mag daran erinnert werden, dass Kobolde auch zuweilen als Waldgeister auftreten. |