(Köhler, Volksbrauch ec., S. 552, Mitteilungen des Nordböhm. Excursions-Clubs, 7. Jahrg., S. 132.) In dem nur aus wenigen Häusern bestehenden Lauterholz bei Lauterhof und Stangengrün soll man keine Sperlinge finden. Man hat sie schon in Nestern dorthin verpflanzen wollen, aber sie sind nicht geblieben. Dasselbe erzählt man von Karlsfeld, wohin man Sperlinge aus Eibenstock brachte, ohne dass sie geblieben sind. Es wird erzählt, dass diese Vögel von Zigeunern weggebracht worden seien. Als in früheren Zeiten zur Thomasmühle bei Falkenau noch ausgedehnte Felder gehörten, wurden dieselben sehr von Sperlingen besucht, welche an den Saaten bedeutenden Schaden anrichteten. Da kam eines Tages eine alte Zigeunerin, welche den Müller um ein Almosen anflehte. Der Müller bot ihr eine gute Belohnung an, wenn sie die lästigen Gäste vertreiben könnte. Da sprach sie über die Sperlinge einen Spruch und von jener Zeit an waren auf den Feldern der Thomasmühle und auch in dem benachbarten Hillemühl keine Sperlinge mehr zu sehen. Erst, nachdem 1867 die Bahn gebaut wurde, haben sich etliche in Hillemühl angesiedelt. Die Thomasmühle aber fliehen sie noch heute.
In Fürstenwalde bat ein Soldat in einem Hause um etwas zu essen. Der geizige Hauswirt aber erwiderte: „Da geben wir´s lieber den Spatzen, als euch.“ Der erzürnte Soldat antwortete: „Ihr werdet den Spatzen nicht mehr viel geben.“ Er hat darauf die Sperlinge verwünscht und seit dieser Zeit sind sie in Fürstenwalde nicht mehr zu finden. Dass die Sperlinge von Zigeunern, welche von den Bewohnern freundlich ausgenommen wurden, verbannt worden sind, erzählt die Sage auch von den. Dorfe Sora bei Bautzen. (Haupt, Sagenbuch d. L. I., No. 246.) In Böhmen gibt es noch verschiedene Orte, an denen sich keine Sperlinge aufhalten, weil sie daselbst verbannt wurden. Nach einem dortigen Volksglauben kann man sie von den Feldern verscheuchen, wenn man einen Span von dem Holze, woraus ein Tischler einen Sarg angefertigt hat, ins Getreide steckt. (Grohmann, Aberglauben und Gebräuche in Böhmen und Mähren, S. 73.) Aus dem Erzgebirge ist mir noch Neudörfel bei Schneeberg bekannt, von dem ebenfalls erzählt wird, dass daselbst keine Sperlinge nisten, die Sage meldet jedoch nichts davon, dass hier die Sperlinge durch Zigeuner weggebannt worden seien. Alle Orte ohne Sperlinge liegen oder lagen fast ganz von Wald umschlossen, so dass in ihrer Nähe Raubvögel einen sichern Schutz finden, ebenso tritt in der Nähe kleiner Walddörfer der Ackerbau zurück und es fehlen demnach daselbst Körnerfrüchte und Insekten, denen unsere Vögel nachgehen, ist es doch nachgewiesen, dass die Sperlinge überall dem Ackerbau gefolgt sind. Vom Interesse erscheint es, aus den mitgeteilten Sagen zu erfahren, dass das Volk das Fehlen der Sperlinge für eine Wohltat ansieht, nur in der letzten Sage wird dasselbe als eine Strafe dargestellt. Sollte damit auch zugleich ausgesprochen werden, dass in Fürstenwalde der Ackerbau zurückgegangen sei? |