341. Der Schatz im Kiefrig bei Haßlau. |
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(Nach einer Mitteilung des Seminarist Reinmuth.) Eine halbe Stande von Haslau entfernt liegt ein Wald, den man nach dem Kiefernbestande das Kiefrig nennt. Hier befindet sich ein Felsen, auf welchem einst ein Raubschloss gestanden haben soll, und darnach nennt man den Felsen jetzt auch gewöhnlich kurz das Raubschloss. Unter dem Felsen aber soll ein großer Schatz liegen. In dem genannten Dorfe glauben manche Leute, dass verborgene Schätze am Weihnachts-Heiligenabend gehoben werden können. Daher ging auch vor wenigen Jahren ein Oberhaßlauer Bergarbeiter zu dieser Zeit hinaus zum Raubschlosse, um daselbst den Schatz zu heben. Als er die üblichen Zeichen gemacht hatte und nun im Begriffe war nachzugraben, erblickte er auf einmal eine Gestalt, welche so zart wie Spinnwebe war. Diese gespenstische Gestalt sprang plötzlich auf seinen Rücken und klammerte sich an seinem Halse fest. Wie er dieselbe wieder los geworden, wird nicht erzählt, wohl aber, dass sich der Mann, als er glücklich nach Hause gekommen war, krank niederlegte und nicht wieder aufstand, sondern nach einem Jahre starb.
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