343. Die Wunderblume des Teufelssteins bei Lauter. |
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(R. im Glückauf, Organ des Erzgebirgsvereins, 1882, No. 3.) Gegenüber dem Geringsberge zwischen Lauter und Neuwelt erhebt sich am rechten Ufer des Schwarzwassers der im Ganzen kahle Teufelsstein, den man von der Haltestelle Lauter bequem in fünf Minuten erreichen kann. Nach der Meinung einiger ist der Name Teufelsstein verfälscht und lautet eigentlich „Taufenstein“, weil sich hier in alter Zeit ein Taufstein oder Taufbecken befunden haben soll. Eine andere Sage aber bezeichnet den Teufelsstein als ein verwünschtes Schloss, welches kostbare Schätze in seinem Innern birgt und von Jahr zu Jahr des Tages seiner Erlösung aus der Hand des „Bösen“ und der Hebung seines reichen Gutes harret, - doch bis jetzt vergebens. Noch immer liegt es verzaubert unter mächtigen Felsblöcken. Zwar ist ein Schlüssel, durch dessen wunderbare Macht die verborgenen Zugänge unwiderstehlich sich öffnen, vorhanden, doch noch niemandem ist es gelungen, hineinzudringen. Der Schlüssel ist eine gelbe Blume, welche alljährlich im Frühjahr aufs neue emporsprießt und ihren Wunderkelch entfaltet. Ein Schäfer aus Beierfeld, welcher dort vor vielen Jahren seine Herde weidete, fand sie eines Tages und pflückte sie. Alsbald merkte er, wie sich in seiner Nähe geheimnisvoll eine Felsenspalte öffnete, und verwundert schaute er in eine Höhle, aus deren Hintergrunde ihm zauberischer Goldesschimmer entgegenblickte. Da er jedoch die Mahnung des am Eingange sitzenden bärtigen Wächters mit grauem Hute, still zu bleiben, nicht beachtete, sondern einen lauten Ausruf des Erstaunens ausstieß, so schloss sich ebenso geheimnisvoll und schnell die Öffnung wieder und hat sich bis heute noch nicht wieder aufgetan.
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