373. Die Heilquelle bei Hartessenreuth. E-Mail

(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 257.)


In der Nähe des Dorfes Hartessenreuth ist ein Brunnen, dessen Wasser heilkräftig sein soll. Am Rande dieses Brunnens pflegt zur Adventszeit in der Nacht ein altes Weib zu sitzen, und wenn jemand in später Nacht vorbeigeht, so hockt sie sich ihm auf und lässt sich bis zum nächsten Kreuzwege schleppen. Dort springt sie herab und eilt lachend zum Brunnen zurück. Vor alten Zeiten soll hier ein Einsiedler seine Hütte erbaut haben. Jeden Morgen ging er zum Brunnen, wusch sich dort und verrichtete dann sein Gebet. Darin wurde er aber durch einen höllischen Lärm gestört und wenn er aufblickte, sah er, dass hinter dem Brunnen ein altes Weib hockte und ihn störte. Er suchte die Hexe zu bannen, aber sie rührte sich nicht von der Stelle. Da rief er im Zorne: „So verfluche ich dich, ewig bei diesem Brunnen zu sitzen, aber das Wasser des Brunnens soll heilkräftig werden und du sollst zusehen, wie die Menschen, die krank hierher kommen, fröhlich von dannen ziehen!“ Seit dieser Zeit ist der Brunnen heilkräftig geworden, das alte Weib aber sitzt heute noch an seinem Rande.



 
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