(Grohmann, Sagen aus Böhmen, S. 256.) In der Nähe von Mariakulm liegt auf einer Anhöhe das Dorf Hartessenreuth. Am Fuße dieser Anhöhe erstreckt sich eine breite Wiese und in derselben ist eine Quelle, deren Wasser fortwährend in sprudelnder Bewegung ist, wodurch ein deutlich hörbares Brausen entsteht, so dass man glaubt, das Wasser siede. Dort, wo jetzt die Quelle sprudelt, stand früher ein Gehöfte, das von einem Bauer mit seinem Weibe und seinen Knechten bewohnt ward. Der Mann und das Gesinde waren sehr gottesfürchtig, das Weib aber nicht. Sonn- und Feiertage wurden von ihr nicht geheiligt, sie hatte die Gewohnheit, während der Messe Garn zu sieden. Der Mann hielt ihr das oft vor, aber sie antwortete jedes Mal mit Schimpfworten. Einst, als sie wieder des Sonntags anfing Garn zu sieden, wurde der Bauer zornig und sprach: „Dich soll das Donnerwetter bei lichtem Tage holen!“ Darauf ging er mit seinen Knechten in die Kirche. Sie waren noch nicht lange dort, als sich ein furchtbares Gewitter erhob, es blitzte und donnerte schrecklich. Der Bauer dachte dabei an die Worte, die er gesprochen hatte und es wurde ihm bange. Die Bäuerin daheim aber kümmerte sich um das Unwetter gar nicht, sondern ging unbesorgt ihrer gewöhnlichen Beschäftigung nach. Da wurde es plötzlich finster wie die Nacht, ein Blitz entfuhr den Wolken und schlug in das Gehöfte. Kaum aber hatte er die Erde berührt, so öffnete sich diese und verschlang das ganze Gehöfte samt der Bäuerin. Die oben genannte Quelle soll nun der Hafen sein, worin sie das Wasser kochte und deshalb ist das Wasser darin fortwährend in siedender Bewegung.
|