382. Prophezeiung des M. Schütze in Öderan. |
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(Staberoh, Chronik der Stadt Oederan, S. 255.) Am 22. Januar 1763 legte sich der alte Pastor M. Schütze zu Öderan ins Grab. Wenige Stunden vor seinem Ende forderte er Feder, Tinte und Papier, da er nicht mehr sprechen konnte. Die Feder entfiel ihm ebenfalls. Da blickte er den anwesenden Diakonus Frey wehmütig an und schrieb mit dem Finger folgende Zeichen aufs Bett.
„m - E - gef. - . 7 Iam - El - betet!“, das letzte Wort ganz deutlich, die ersten aber vermochte der Diakonus nur mit Mühe herauszubringen und auf ein Papier zu schreiben. Erst im Jahre 1770 sollten die Buchstaben, welche man nicht verstanden, ihre Bedeutung finden, sie hießen: „Machet euch gefasst in 7 Jahren auf Jammer und Elend! Betet!“ Und es folgten drei traurige Hungerjahre, hervorgerufen durch Misswachs. Schon im zweiten Jahre konnte niemand mehr dem Andern eine Gabe reichen. Die Ernte faulte schon auf dem Felde. Die Körner wurden auf der Mühle zu Brei statt zu Mehl und hatten einen üblen Geruch. Viele starben buchstäblich vor Hunger, so dass vom Obergebirge, wo es am traurigsten aussah, viele hundert Kinder, welche keine Eltern mehr hatten, in die großen Orte verteilt werden mussten. |