428. Blutzeichen. E-Mail

(Lehmann, Histor. Schauplatz, S. 853.)


Im Jahre 1666, Dienstags nach dem neuen Jahre früh um 8 Uhr, floss das Röhrwasser zu Wolkenstein in drei Trögen blutig und währte drei Stunden lang, darauf eine vielfältige große Uneinigkeit in dem gedachten Orte erfolgte.

Im Jahre 1639, in der Marterwoche, blutete bei Freiberg ein Kruzifix. Anno 1666 ist zu Sayda ein Teich in Blut verwandelt worden. Am 25. Mai 1672 geschah es zu Plauen im Vogtlande, dass in Leonhard Weckerleins, eines Zeugwirkers Stube an unterschädlichen

Orten Blut aus den Wänden heraus drang, so häufig, dass man auch Pfützen auf der Erde gesehen. Es war eine ungeheuerliche Sache, indem aus den Stubendielen, Bank- und Wirkstuhlbeinen, dürren, abgeschälten Wachholderstecken, welche zum Wollschlagen gebraucht wurden, ferner aus einer Schreib- und Schiefertafel Blut geflossen, das man auf Tüchern und Papier auffing und klumpenweise sammelte. Und dieses Blutschwitzen dauerte an etlichen Orten der Stube beinahe eine Stunde lang, wischte man´s ab, so kam es wieder, schnitt man aber ein Stück von den oben angeführten dürren Wachholderstecken ab, so war inwendig kein Blut zu spüren.


Blutzeichen, insbesondere blutschwitzende Tempelstatuen, galten schon bei den alten Römern als Gefahren verkündigend, ganz besonders aber ist das christliche Mittelalter reich an Legenden, nach denen Heiligenbilder oder andere Gegenstände Blutstropfen ausschwitzten, was entweder als Beweis einer ihnen innewohnenden wundertätigen Kraft oder als Zeichen von bevorstehendem Unglück angesehen wurde. Eine Menge hierher gehöriger Beispiele führt Rochholz (Deutscher Glaube und Brauch, I. S. 48 ec.) an.



 
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