(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, Anhang, Nr. 49. Nach Luthers Tischreden bei den Br. Grimm, Deutsche Sagen I., Nr. 362.) Bei Zwickau auf einem Dorfe schickten einst Eltern ihren Sohn, einen muntern Knaben, in den Wald, die Ochsen, welche da auf der Weide waren, heimzutreiben. Aber die Nacht überraschte den Knaben und es erhob sich ein solch mörderisches Schneewetter, dass er nicht aus dem Walde zu kommen wusste. Als nun der Knabe am andern Tage immer noch nicht nach Hause kam, gerieten seine Eltern in große Angst und konnten doch vor dem großen Schnee nicht in den Wald. Am dritten Tage erst, nachdem der Schnee zum Teil abgeflossen, gingen sie hinaus, den Knaben zu suchen und fanden ihn endlich an einem sonnigen Hügel sitzen, wo gar kein Schnee lag. Freundlich lachte er seine Eltern an, und als sie ihn fragten, warum er nicht heimgekommen, antwortete er, dass er habe warten wollen, bis es Abend würde. Er wusste nicht, dass schon mehrere Tage vergangen waren, und als man ihn ferner fragte, ob er etwas gegessen hätte, erwiderte er, es sei ein Mann zu ihm gekommen, der ihm Käse und Brot gegeben habe. Also ist dieser Knabe sonder Zweifel durch einen Engel Gottes gespeist und erhalten worden.
Nach einer thüringischen Sage bringt eine Jungfrau einem im Walde verirrten Kinde Speise und Trank. (Witzschel, Sagen aus Thüringen, Nr. 113.) |