(Ioh. Böhm in der Erzgebirgs-Zeitung, 1881, S. 134.) Betritt man die Pfarrkirche des am Hohen Steine gelegenen Dorfes Stein, so fällt einem in der Vorhalle, oberhalb des Weihwasserbeckens, ein Ölgemälde auf, Diebe darstellend, wie sie eben die wertvollsten Gegenstände vom Altar der Steiner Pfarrkirche zusammenraffen und davontragen. Die fromme Sage erzählt weiter: Die Verbrecher flohen mit dem gestohlenen Kirchengute nach Sachsen zu und in der Nähe des Hohen Steines entleerten sie die Monstranze und das Ciborium der konsekrierten Hostien. Das geschah im Herbste. Das Jahr darauf, im Frühlinge, weidete eine Rinderherde in dieser Gegend. Da hörte der Hirte ein anhaltendes Röhren einiger der ihm anvertrauten Kühe, und als er nach der Ursache forschte, sah er zu seinem Erstaunen mehrere Rinder um eine Wachholderstaude stehen, an der noch einige der von den Dieben hier verschütteten Hostien hingen, während die andern, ebenfalls unbeschädigt, unter dem Strauche am Boden lagen. Eilig lief der Hirte, seine Herde im Stiche lassend nach Hause und verkündete, was er gesehen. Viele Leute gingen mit ihm und fanden seine anfangs bezweifelten Aussagen bestätigt, sahen auch zu ihrer Verwunderung die Rinder, immer noch laut röhrend, um den „Kronawittstrauch“ herumstehen. Geistliche, von einer großen Volksmenge begleitet, welcher das merkwürdige Ereignis kund geworden, kamen bald an den Ort, unter Absingung heiliger Lieder fassten sie die Hostien in den Kelch und übertrugen sie in feierlicher Prozession in die Pfarrkirche, aus der sie so freventlich entwendet worden waren.
Auf der Stelle aber, wo das Wunder geschehen, erhob sich bald eine einfache Kapelle, welche in ihrem Innern außer anderm ein Gemälde aufweist, welches auf das Auffinden der Hostien Bezug hat und an deren Stufen das bedrängte Herz Trost und Linderung seiner Leiden findet, wenn es sich zum Urquell aller Dinge erhebt. |