(Lotti Cori in den Mitteilungen des Nordböhm. Excursions-Clubs, 1885, S. 126.) Seitwärts vom Eisenberger Forsthause befindet sich auf einer malerisch schön gelegenen Waldlichtung eine niemals vollendet gewesene und teilweise wieder verfallene Kapelle in romanischem Stil. Behauene Steine und Säulen liegen rings umher, von Gesträuch und Efeu überwuchert, die Stufen sind mit Moos überkleidet, und im Innern der Kapelle grünt und blüht es. Die Vögel üben hier nun ungestört ihre Baukunst, denn die Gebirgsbewohner meiden voll Scheu jenen Unglücksort. Die Sage gibt nämlich die Kunde, dass ein Graf Lobkowitz, als das Geschlecht noch nicht gefürstet war, hier einst eine Kapelle für den heiligen Dorn erbauen wollte, um einen Wallfahrtsort zu gründen, doch der edle Graf fand beim Bau, den er oft besichtigte, durch einen herabstürzenden Stein den Tod. Ein Nachkomme, ein Fürst Lobkowitz, wollte später das begonnene Werk vollenden, doch ihn erschlug eine riesige Eiche, die man zum Bau fällte. Dieses abermalige Unglück wurde als Fingerzeig Gottes aufgefasst, dass der heilige Dorn in der Schlosskapelle verbleiben solle, und die Kapelle, deren Kuppel sich schon zu wölben begann, blieb unvollendet. Aus jener Eiche wurde ein großes Kruzifix geschnitzt, das man an der Unglücksstelle mit einer kleinen Kapelle überbaute. Jetzt aber ist dieses Kreuz, welches einen nicht unbedeutenden Kunstwert besitzen soll, in der renovierten Schlosskapelle aufgestellt.
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