492. Die Türkenheide. E-Mail

(Grohmann, Sagen aus Böhmen, 1863. S. 23.)


In der Nähe des Dorfes Kühnheide breitet sich ein Stück sumpfiges Land aus, welches in der Gegend unter dem Namen Türkenheide bekannt ist. Dieses sumpfige Land soll seinen Namen von

einem Regimente Türken haben, welche hier, als sie ins Gebirge dringen wollten, versunken sind. In der Karwoche in der Nacht von Donnerstag auf Freitag sollen sich dort blaue Flämmchen sehen lassen und türkische Musik und Pferdegetrappe zu hören sein.


Es ist ausfällig, dass die Sage den Namen Türkenheide von einem versunken nen Regimente Türken herleitet, da doch Türken niemals in jene Gegend gekommen sind. Hängt der Name vielleicht mit einer Begebenheit, welche Dr. Joh. Pöschel (Eine erzgebirgische Gelehrtenfamilie, Leipzig 1883, S. 150 ec.) erzählt, zusammen? Darnach hielten 1632 die Kaiserlichen die Ausgänge der Pässe von Preßnitz und Reitzenhain besetzt, die Bauern aber taten sich zusammen, vertrieben die Kaiserlichen aus den Schanzen und lauerten ihnen auf, wenn sie mit Beute durchs Gebirge zogen. Der Anführer der Bauern war der Amtsschösser von Grünhain, Friedrich Türck. Als nun von allen Seiten Klagen über die Bauern beim General Gallas, welcher um Freiberg lag, einliefen, schickte dieser wiederholt Kuriere an Friedrich Türcken mit Warnungen und Drohungen und verlangte Kontribution. Friedrich Türcke wollte davon nichts wissen und ließ den Kaiserlichen entbieten, er wollte ihnen Pestilenz, Pulver und Blei und alle katholischen Steine aus dem Kloster Grünhain auf die Köpfe geben. Dies konnte nicht ungestraft bleiben. Gallas entsandte 2000 Pferde mit zwanzig Standarten unter dem Obristen Kehreuß gegen die Bauern ins Gebirge. Am 7. November kamen sie auch durch Kühnheide. Von Friedrich Türck wird gerühmt, „er habe seine Bauern dermaßen animirt und abgericht, dass sie frisch vorn Feind standen, keine Gefahr scheuten und sich trefflich wehrten, sonderlich wenn er darbey wahr vnd ihnen zusprach.“ - Es drängt sich die Vermutung auf, dass die Türkenheide bei Kühnheide ihren Namen von jenem Bauernanführer Friedrich Türck erhalten hat.



 
< zurück   weiter >