(I. Rüger, Beiträge zur älteren Geschichte der Stadt Dippoldiswalde, 1863, S. 4. Lessing, Bemerkungen zu der Frage: Ist der Ursprung und erste Anbau von Dippoldisw. mit histor. Gewißheit nächzuweisen? 1863, S. 6, 7. II. Nach einer handschriftl. Nachricht, welche sich einem der Stadtgemeinde Dippoldiswalde gehörigen Manuskripte: „Der Churfürstl. Sächs. Stadt Dippoldiswalde Statuta und Stadt-Recht ec. Anno 1678“ beigelegt findet.) I. Um das Jahr 930 soll in der Dippoldiswalde Heide ein Einsiedler mit Namen Dippold aus dem Geschlechte derer von Clumme oder Lohmen gelebt haben, um Gott in dieser Abgeschiedenheit mit Beten und Fasten zu dienen und die heidnischen Bewohner zum Christentume zu bekehren. Zu dieser Zeit soll auch die ganze Gegend noch böhmisch gewesen sein. Nun hatte aber der Herzog Wratislaw von Böhmen zwei Söhne, Wenzel und Boleslaw, von denen der erstere durch seine bereits christliche Großmutter Ludomilla ebenfalls zum Christentume erzogen wurde. Darüber entstand zwischen beiden Brüdern Feindschaft, welche so weit ging, dass eines Tages Boleslaw seinen Bruder bei der Taufe eines seiner Kinder meuchlings umbringen ließ. Aber der Brudermörder fand nun keine Ruhe mehr, und um seine Gewissensbisse zu betäuben, suchte er Zerstreuung in der Jagd. Dabei kam er auch in die mit dichtem Walde bedeckte Gegend von Dippoldiswalde, wo er Kunde von dem Einsiedler Dippold erhielt. Er suchte ihn auf und wurde von seiner Frömmigkeit und seinem Zuspruche so ergriffen, dass er sich entschloss, Christ zu werden und sich taufen ließ. Nach empfangener Taufe soll dann Boleslaw nicht weit von Dippolds Klause, am Weißeritzflusse, an der Seite gegen Morgen, wo jetzt die Stadtkirche steht, eine Kapelle gebaut und den Ort zu Ehren des heiligen Mannes Sancti Dippoldi Silvam, d. h. des heiligen Dippolds Wald, genannt und den Ort mit vielen Freiheiten begnadigt haben. Dieser Kirche soll Dippold acht Jahre lang als Priester vorgestanden und viel von den ungläubigen Sorben, welche die angrenzende Landschaft bewohnten, zu leiden gehabt haben. Nach seinem Tode soll er vom Papste Johann X. oder Leo VII. heilig gesprochen worden sein, und weil man angenommen, er täte nach seinem Tode viel Wunder, soll eine große Wallfahrt nach dem Orte erfolgt und dadurch Dippoldiswalde in Aufnahme gekommen sein.
Noch sieht man in der Heide am Fußwege nach Wendischcarsdorf die Wohnung Dippolds, den Einsiedlerstein, und man zeigt dabei die Küche, sowie im Grunde eine Quelle, den Brunnen des Einsiedlers, und auf der Höhe im Walde zusammengeschichtete Steine, welche einer früheren Kapelle angehört haben sollen. Ebenso war vor Jahren noch der Eingang zu einer Höhle zu sehen, welche sich als Gang bis unter die Totenkirche in Dippoldiswalde fortgesetzt haben soll. II. Die Stadt Dippoldiswalde hat daher ihren Ursprung und Anfang genommen: Es ist einer mit Namen Dippoldus des Geschlechts der Clomen gewesen, welcher sich in seinem Alter in die Wildnis begeben und darinnen etliche Zeit als Einsiedler mit Fasten und Beten Gott gedienet. Seine Klause war in der Dippoldiswalde Heide nahe am Dresdner Steige in einem großen Steine zu finden, und dabei befand sich eine kleine Kapelle, ein Obstgarten und ein Brunnen, was aber alles, bis auf den Brunnen, zerstört worden ist. Als einst der Herzog Wenzel von Böhmen, wohin diese Landschaft ehemals gehörte, auf der Jagd gewesen und den Einsiedler angetroffen, hat er sich mit ihm in seine Klause begeben, und sich nicht allein über des Mannes Heiligkeit und Andacht verwundert, sondern er hat auch nicht weit davon ihm eine Kapelle zu Ehren erbauet, die er nach seinem Namen Sancti Dippoldi Silvam genannt. Es ist diese Kapelle an dem Flusse Weißeritz, an der Seite gegen Morgen, da jetzt die Stadtkirche stehet, erbaut worden. Der Herzog aber hat diesen Ort mit vielen Freiheiten begnadet und dem heiligen Manne vermacht. Derselbe hat darauf der Kirche acht Jahre lang als ein Priester vorgestanden, das Volk treulich belehret, auch viele von dem Unglauben zum christlichen Glauben gebracht. Wegen seiner Heiligkeit ist er vom Papste kanonisieret und von allem Volke verehrt worden, und weil man dafür gehalten, er täte nach seinem Tode noch viele Wunder, ist eine große Wallfahrt nach dem Platze gehalten worden. Dabei hat nun die Stadt Dippoldiswalde den Anfang genommen und viele Jahre lang als ein offener Flecken bestanden. Als derselbe aber unverhofft von Jahr zu Jahr zugenommen, die Hölzer zum Teil ausgerodet, das dadurch gewonnene Feld bebauet und gute Silberbergwerke angelegt worden waren, aber als ein Grenzflecken bei den Kriegszeiten, da die Herzöge und Regenten in Böhmen und Markgrafen zu Meißen einander oft bekriegt, großen Schaden hat leiden müssen, so hat man zum Schutze gegen die eine oder andere feindliche Partei die Stadt zusammengezogen, ordentliche Gassen und den Markt abgeteilet, und diese mit einer starken Mauer und hohen Türmen, auch mit einer Zwingermauer und tiefem Stadtgraben in der Runde umgeben. Solches ist zu der Zeit geschehen, da der Ort unter die Markgrafen zu Meißen gehörte. |