(Staberoh, Chronik der St. Oederan. 1847. S. 15-17.) In früherer Zeit wurde die von Freiberg nach Chemnitz führende Straße, besonders in der Gegend, wo jetzt Öderan liegt, von den Rittern des Schellenberges und anderen Räubern vielfach beunruhigt.
Im Jahre 1210 reiste ein Handelsmann aus Uffenheim im Frankenlande, mit Namen Sebald Ranius, begleitet von seinem Diener nach der Stadt Julin (Wollin) in Pommern. Als beide von Chemnitz aus glücklich durch die unsicheren Waldungen bis in die Gegend des Wolfsthales gelangt waren, wurden sie von den Räubern des Schellenberges überfallen. Nach heftigem Widerstande blieben sie auf dem Platze in ihrem Blute liegen, während der Wagen mit den Maultieren von den Räubern mitgenommen wurde. Einige herbeikommende Mönche vom Orden der schwarzen Brüder, welche am Ausgange des Wolfsthales, in der Gegend des jetzigen Hospitales bei Öderan, eine Kapelle erbaut hatten und für die Klöster zu Flöha und Chemnitz Almosen sammelten, kamen bald darauf an die Stelle und fanden den Herrn tot, den halbtoten Diener jedoch nahmen sie mit und verpflegten ihn. Als derselbe nach einigen Monaten geheilt war, reiste er wieder nach Uffenheim zurück. Im folgenden Jahre kam die Witwe des erschlagenen Ranius mit dem Diener an den Unglücksort, denn sie trug das Verlangen, den Platz zu besuchen, wo ihr Eheherr gestorben und begraben war. Sie beschenkte die schwarzen Brüder reichlich, ließ in der Kapelle Seelenmessen lesen und verordnete, dass an dem Platze des Überfalls ein Denkstein errichtet werde. Treulich befolgten dies die Brüder, fertigten ein Denkmal, und weil der Erschlagene Ranius, dessen Witwe aber Edda geheißen, so schrieben sie darauf: Edda Ranio, d. h. Edda dem Ranius. Das Denkmal stand an der Stelle, wo sich jetzt der Gasthof zu den drei Schwanen befindet. Der Diener baute daneben ein Gasthaus, um die Pilger mit Speise und Trank zu erquicken. Auch die schwarzen Brüder benutzten diese Gelegenheit, verließen ihre Wohnung bei der Kapelle und bauten sich bei dem Denkmale an, an welchem sie nun ihre Almosen einsammelten. Von der Inschrift des Denkmals aber wurde diese kleine Ansiedelung „Edda Ranio“, genannt, woraus sich mit der Zeit der Name „Eddaran“ und „Oederan“ bildete. Die Ansiedelung vergrößerte sich, denn es entstand bald darauf eine Schmiede neben dem Gasthofe und später auch ein Kloster, das bald eine größere Menge von Ansiedlern herbeizog. Von diesen Ansiedlern lebt der Name eines einzigen fort, welcher gleich anfangs hier eine Mühle (die Kirschbaummühle) anlegte, und dessen Name sich bis auf unsere Zeiten erhalten hat. |