(E. H. Müller, Beschr. der Bergstadt Brand, 1858, S. 28.) In einem tiefen, fruchtbaren, mit Laubholz bewachsenen Thale bei Erbisdorf entdeckten einige Mönche aus Zelle ein klares rieselndes Quellwasser. Einem alten, im blutigen Kriegshandwerke ergrauten Ritter, welcher des rohen, wilden Lebens müde war, gefiel die abgelegene friedliche, von Grün umgebene Gegend so sehr, dass er hier sein Schwert niederlegte, eine Hütte erbaute und ein beschauliches Einfiedlerleben führte. Viele Menschen aus der Umgegend besuchten bald darauf den stillen, frommen und zugleich erfahrenen Mann und fragten ihn in besonders schwierigen Lebensfällen um Rat. Vorzugsweise galt er für einen guten Arzt und seine Arten von Tee sollen große Heilkuren bewirkt haben. Das klare Wasser seiner Quelle kam bald in den Ruf, dass es wunderbare Heilkräfte besitze und wider viele Gebrechen und Übel gute Dienste leiste. Später baute man, angeblich ums Jahr 1430, eine kleine Kapelle in der Nähe der Quelle, und der Abt zu Zelle widmete sie dem Erzengel Michael. An der Kapelle zu St. Michael dienten anfangs zwei, später nur ein Priester, der daselbst Messe las und Beichte hörte. Über dem geweihten Altare hing ein uraltes schwarzes, aber wundertätiges Heiligenbild, von dem man aber völlig im Unklaren blieb, ob es den Erzengel Michael oder die Jungfrau Maria vorstellen sollte.
Die Kapelle, welche später mit dem Heiligenbilde durch einen Brand vernichtet wurde, war der Anfang des Dorfes St. Michaelis. |