(Comotovia, 1877, S. 106. Th. Schäfer, Führer durch Nordböhmen, 3. Auflage, S. 71. Josef Schwarzer in der Erzgebirgszeitung, VI, 9. und 10. Heft.) Da, wo heute das Dorf Settenz liegt, wohnte einst ein begüterter und mächtiger Wladik oder Edelmann mit Namen Kolostuj. Dessen Hirten hatten eines Tages von ihrer weidenden Herde einige Schweine verloren, welche sie nach vielem Suchen in der Mitte eines nahen Waldes fanden, wie sie mit ihren Rüsseln in einem heißen Sumpfe wühlten. Das Wasser des Sumpfes schien seine Wärme von einem unterirdischen Feuer erhalten zu haben. Eiligst trugen nun die Hirten die Kunde von ihrer wunderbaren Entdeckung ihrem Herrn zu, und dieser verfügte sich sofort an Ort und Stelle und ließ daselbst in der Folge eine wohlbefestigte Holzburg erbauen.
Zu dieser Zeit aber regierte in Böhmen der Herzog Nezamislaus. Da bewog Biela, eine Verwandte des Herzogs und Herrin von Bilin, welche den Wladik Kolostuj wegen des wunderbaren Wassers beneidete, ihren Gemahl Kostial, dass er sich der Quelle durch einen Überfall bemächtige. Kostial rückte auch sofort mit 20 Knappen gegen die Burg Kolostuj´s, doch misslang der Angriff, da die Burg unterdes in Verteidigungszustand versetzt worden war, Kostial fand dabei seinen Tod. Noch bis zum Jahre 1793 wurden die Fichten gezeigt, unter denen Kostial von dem tödlichen Pfeile getroffen ward, und ebenso zeigt man noch heute bei dem in die Kirchengasse ausmündenden Ausgange des Teplitzer Schlossgartens ein mit zwei Türmchen geziertes Haus, welches als das erste, noch von Kolostuj herrührende Haus der Stadt Teplitz bezeichnet wird. An der Wand eines der Türmchen sieht man ein verwittertes Freskogemälde, das eine Figur darstellt, welche zum Fenster hinaussieht. Es soll den Ritter Kostial darstellen, der an dieser Stelle erschossen wurde. Auch zeigt man an der Korridorwand im Stadthause eine aus dem 17. Jahrhundert stammende bronzene Relieftafel, worauf in guter Ausführung abgebildet ist, wie die ihren borstigen Schützlingen folgenden Sauhirten die warme Quelle entdecken. Eine lateinische Inschrift dabei erzählt in gereimten Versen diese Historie. Sie lautet in deutscher Übersetzung: „Unter dem Schirme des allerschaffenden dreieinigen Gottes, unter dem Schutze Johannes des Täufers, unter der Regierung des Herzogs Nezamislaus, als Kolostuj hierorts gebot, wurde durch dessen Schweine, die in den Wäldern auf der Weide waren und mit ihren Rüsseln die Thermen aufwühlten, unser Quell 762 entdeckt. Zum Andenken daran ward dieser Stein errichtet, angefertigt von dem Bildhauer Balthasar.“ Die obengenannte Jahreszahl entstammt einer freilich unverbürgten Angabe des altböhmischen Chronisten Menzel Hajek von Libotschan, welcher auch als Tag der Entdeckung der Quelle den 29. August, den Tag Johannes des Täufers, anführt. Josef Schwarz teilt dagegen (Erzgebirgszeitung VI, S. 135) mit, dass man beim Abtäufen der Urquelle 1879 alte Silbermünzen gefunden habe, die dafür zu sprechen scheinen, dass die Wirkung der Teplitzer Thermen bereits den alten Römern bekannt war. Diese Münzen sind vielleicht aus Dankbarkeit für günstige Heilerfolge der Quellennymphe gespendet worden. Auch beim Abtäufen der Riesenquelle bei Dux fand man Bronzeschmuck aus der Heidenzeit. Der gelehrte Bohuslaw Balbinus vermutet aus dem Umstande, dass sich Kolostuj´s Nachfolger, Radobeil Fürst von Teplitz, Saaz und Leipa nannte, es möge Teplitz bald zu den bedeutenderen Städten gehört haben, da sich Herzöge nur nach solchen nannten. Ferner erzählt er, dass einst die Quellen, wie dies auch später im Jahre 1755 bei dem Erdbeben von Lissabon geschah, plötzlich vor den Augen der Anwohner verschwunden seien, was man als eine Strafe der Gottheit ansah, weil sich die Besitzer den Gebrauch der Quellen hätten bezahlen lassen. Im Gegensatz zu Hajeks Angabe, nach welcher die Entdeckung der Teplitzer warmen Quellen 762 erfolgt sei, gibt der schon genannte Balbinus das Jahr 502 n. Chr. an, von anderen Schriftstellern werden noch die Jahre 507, 616 und 858 angeführt. Das in dem Teplitzer Stadtwappen befindliche Bild des Hauptes Johannes des Täufers, welches auf einer wagerecht gestellten Schüffel ruht, bezieht sich auf die sagenhafte Angabe, dass der Tag der Entdeckung der 29. August gewesen sei. (Erzgebirgszeitung a. a. O.) - Es ist nicht uninteressant, wie die Sage auch von andern warmen Heilquellen meldet, dass dieselben zufällig durch Tiere entdeckt wurden. So wird z. B. erzählt, die Schwefelquellen des Bades Warmbrunn in Schlesien seien im 12. Jahrhunderte bei einer Jagd des Herzogs Boleslaus von Schweidnitz und Jauer dadurch ausgefunden worden, dass man einen Hirsch aufspürte, welcher, seinem Instinkte folgend, in dem „warmen Borne“ als leidendes Tier ein Bad nahm. (Vom Fels zum Meere. Sommerfrische, 1884, S. 500.) |