(Mündlich. Schumann, Lex. von Sachsen, 12. B., S. 548. Sachsens Kirchengalerie, 8. B., S. 31, 59, 60.) Hermannsdorf oder Hermersdorf ist ein Ortsteil von Weißbach. Seinen Namen soll derselbe von einem gewissen Hermann erhalten haben, dessen Edelsitz nach der Volkssage im untern Teile des Ortes lag, wo man beim Kellergraben verschiedene alte Gefäße und in einem Garten tief in der Erde ein altes Hufeisen gefunden haben will. Man bezeichnet auch noch heute einen Felsen, welcher sich am Abhange eines kleinen, nördlich von Hermannsdorf im Walde liegenden Thales erhebt, als „Hermannsgrab.“ Dicht an demselben führt ein Weg vorüber, welcher sich links von dem von Griesbach nach dem Orte führenden Wege abzweigt, und wenn man in unmittelbarer Nähe des Felsens auf diesem Wege scharf auftritt, so klingt es hohl, als ob man sich über einem Gewölbe befinde. Hier soll der genannte Hermann, welcher auch ein berühmter Heerführer gewesen sein soll, in einem silbernen Sarge begraben liegen. Manche erzählen, dass von dem Hermannsgrabe ein unterirdischer Gang bis nach Hermannsdorf führe. In dem anstoßenden Walde sind schon viele Leute des Nachts durch Lichter irre geführt worden, oder sie erblickten an dem oben erwähnten Felsen den Schlangenkönig mit goldener Krone. Früher war es Sitte, dass die Schützen von Hermannsdorf bei einem ihrer Feste jedes Jahr mit Musik nach diesem Platze zogen.
Am Hermannsgrabe sollen auch 1718 die acht Steinplatten mit uralten Inschriften gefunden worden sein, welche sich seit dem Jahre 1753 im Schlosse zu Wildenfels befinden. Die eine dieser Platten nennt einen „Hermin“, und man vermutet (jedoch mit Unrecht), dass dies ein Sohn Markgraf Eckarts I. gewesen sei, welcher zwischen 1029 und 1032 von den aufständischen Sorben erschlagen wurde. Auch verlegt die Volkssage in die Gegend, nämlich auf eine südlich von der Kirche zu Weißbach, dicht am Kirchhofe liegende kleine Anhöhe, welche früher mit einem Walle umgeben gewesen sein soll, die Stelle, wo einst die Rammels-, Rommels- oder Rummelsburg stand. Von dieser aus soll jener Hermann gegen die Sorben zu Felde gezogen sein. Die genannten 8 Steinplatten bestehen bis auf eine, welche eine Grünschieferplatte ist, aus Tonschiefer. Adelung hat seiner Zeit die Inschriften für die ältesten Denkmäler obersächsischer Mundart erklärt. Sie lauten: 1. Voir glabbe alla in ainen Got Vade Vahan. (Nun folgen die Figuren einer Krone, einer Geißel und eines Kreuzes.) 2. Diser hogn ist im tuszend and tr . . . nati Chrs. 3. Da lait- godsa hermin was of a man Künglg anita vilil starn Amtshabt and üm handa üm dar alaigt üm dar akogl haer um gumers din was dar bool bor. 4. Daristain haldi laits tuai. 5. sgrab dar harmit ludott bottai. 6. Dia Hermandr barrtn sundr sandan boolbor. 7. Das awas ab hargods. 8. Das Gebat (eine Überschrift des nun folgenden, aber nur bruchstückweise noch vorhandenen Vaterunsers) Voder onser du bist im Himel ... dein Voill gescho ... Nach Joh. Gottfried Wellers Erklärung besagt die Inschrift Folgendes: Wir glauben alle an einen Gott, Vater von (wegen) der Dornenkrone, der Geißel und des Kreuzes (des Leidens Christi). Dieser Hügel ist im tausend und dritten (dritten oder 30sten) Jahre Nat. Christi. Da liegt Hermann, welcher war ein königlicher Mann hienieden, viel (vortrefflich) regierend amtshaft (amtsmäßig) und umhanden (um der Beschaffenheit oder Gelegenheit wegen). Darum er liegt am Ende des Eichhügels. Herr, um deines Jammers willen war er wohlgefahren. Der Stein enthüllt zwei Leute, des Grabs in dessen Mitte sie gelegt wurden, Die Hermunduren (Kriegsmänner) wurden (sind) wohlgefahren (selig gestorben) auch ohne Mönchskutten (santan wahrscheinlich von sanctum, weil hohe Personen sich im Mittelalter zum Beweis ihrer Frömmigkeit gern in Mönchskutten begraben ließen). Das war ihres Herrgotts wegen. Das Gebet. Vater unser u. s. w. |