(Ed. Wenisch in der Erzgebirgs-Zeitung, 2. Jahrg., S. 4.) In der sehr industriellen, am Rohlauflüsschen gelegenen Stadt Neudeck zieht der sogenannte Turmbergfels unsere Aufmerksamkeit auf sich. Er besteht aus mehreren über einander liegenden Granitblöcken. Auf diesem Felsen steht ein uralter Glockenturm, der ehedem zu einer Burg gehört haben soll, welche von einem Raubritter bewohnt wurde. Diesem Turme verdankt Neudeck, wie folgende Sage berichtet, seinen Namen.
Einstmals verirrte sich auf der Jagd ein Jäger im dichten Walde und wusste nicht, wo ein und aus. Schon viele Stunden hatte er im Waldesdunkel nach einem rettenden Pfade gespäht, da kam er auf den Hochtannenberg und stieg dort, um sich in der Gegend zurecht zu finden, auf eine hohe Tanne. Hocherfreut sah er östlich im Thale ein Gebäude stehen, welches neu eingedeckt war. Darauf ging der ermüdete Waidmann zu und fand daselbst den alten Turm, neben dem ein Häuschen stand, welches ein Schmied, namens Waldesel, bewohnte. Er trat in die Schmiedewerkstätte. „Lieber Waldesel“, redete er den alten Meister an, „dem neugedeckten Turme da verdanke ich den Ausweg aus dem Walde, deshalb heiße er samt den andern Gebäuden von jetzt an „Neudeckt!“ Und des Jägers Wunsch ging in Erfüllung, denn noch heute trägt der Ort, der nach und nach zu einer gewerbfleißigen Stadt anwuchs, den Namen Neudeck. |