577. Sechs Brüder bei Geyer. |
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(Ziehnert, Sachsens Volkssagen, Anhang, No. 37.) Im Jahre 1632, als kaiserliche Truppen von der Burg Scharfenstein die ganze Umgegend durchstreiften und plünderten, war es einem Trupp herzhafter Burschen aus Elterlein und Zwönitz gelungen, in der Nähe von Scharfenstein sechs Österreicher, welche im dichten Walde schliefen, zu überfallen und gefangen zu nehmen. Was nun mit den Gefangenen zu beginnen sei, darüber entstand bei den Siegern heftiger Streit. Die von Elterlein meinten, dass es das beste sei, sie sämtlich tot zu schlagen, die von Zwönitz wollten nichts davon wissen und brachten es dahin, dass man zuletzt beschloss, sie zur Armee zu bringen. So zogen sie fort. Als sie in die Nähe von Geyer kamen, erhob sich der Streit von neuem, und weil die Elterleiner mit Gewalt drohten, so wurden die Zwönitzer voll Ärger und schieden von ihnen, die Gefangenen ihrem Schicksale überlassend. Dieses war ein trauriges. Denn kaum waren die Zwönitzer im Walde verschwunden, so fielen die mordlustigen Elterleiner über die wehrlosen Opfer ihrer Wut her und ermordeten fünf Österreicher auf die grausamste Weise, den sechsten aber warfen sie in ein tiefes Loch, in welchem ihn die Vorübergehenden noch am andern Tage jammern hörten.
Zum Gedächtnis dieser Gräueltat heißt jene Stelle der Wiesen bei Geyer noch jetzt „sechs Brüder,“ ohne dass man bestimmen kann, ob wirklich die sechs unglücklichen Österreicher Brüder gewesen sind. |