619. Die Wahrzeichen Freibergs. E-Mail

(Moller, Theatrum Freibergense Chron., 1653, S. 29, 37 u. 138. Gräße, Sagenschatz d. K. Sachsen, Nr. 270.)


Früher war am Turme des Peterstores in der Höhe unter dem Dache auf allen vier Seiten ein Manneskopf in Stein abgebildet zu sehen, wovon die gemeine Rede gegangen, dass es ein geheimes Zeichen wäre, welches derjenige kennen müsse, der zu Freiberg gewesen sein wolle. Etliche meinten, dieser Kopf sei zur Warnung wegen eines Überläufers, der 1297 die Stadt verraten habe, an dem Turme angebracht worden. - Als Wahrzeichen Freibergs galten auch eine große uralte männliche Statue wie ein Roland, mit dem königl. dänischen, kurfürstl. sächsischen und Stadtwappen und der Jahrzahl 1557, welche sich an der Brücke befand, sowie der Stein auf dem Markplatze, welcher die Stelle bezeichnet, auf der 1455 Kunz von Kauffungen enthauptet wurde. Desgleichen galten als Wahrzeichen am Markte zwei Ecksteine mit eingehauenen Kreuzen, in die Erz gefasset war.


Von dem Steine aus dem Marktplatze, welcher die Stelle bezeichnet, aus welcher Kunz von Kauffungen enthauptet wurde, erzählt Joh. Vulpius (Plagium Kauffungense, als Beigabe zu Dr. Daniel Wilh. Triller, der sächs. Prinzenraub, 1743, S. 229) folgendes: „Als 1702 der Markt ganz neu gepflastert wurde, und der Stein fast in kleine Stücke zerfahren lag, hat man ihn aufgehoben, und einen anderen neuen an dessen Stelle zu legen beschlossen. Als ihn aber in Anwesenheit des E. E, Raths Baumeister und Arbeiter aufhuben, funden sie einen schwartz-blaulichten ungepolirten Marmor-Stein darunter, aus welchem ein alter Silbergroschen gelegen, dessen Schrifft und Gemählde Altershalben nicht mehr erkennet werden konnte, sondern so mürbe war, dass man ihn in kleine Stücklein zerbrechen mögen. Da man auch diesen, in Hoffnung einige Schrifft oder sonst eine Antiquität darunter zu finden, auffgehoben, hat man noch einen Stein von der Art des ersten, sonst aber gar nichts gesunden. Diese drey, nunmehr aber noch zwey Steine hatten einerley Größe, Länge und Breite. Der Marmorstein wurde in die Höhe gerücket, dass er dem Pflaster gleich kommen, und wiederum ein Chur-Fürstl. Sächß. Groschen, wie sie jetziger Zeit

gepräget, gänge und gäbe sind, darunter geleget auch ein Creutz, zu bessern Merkmahl, drauff gehauen, und siehet nochmal der steinerne Kopf recta darauff.“

Über die Bedeutung dieses Kopfes sagt die angegebene Schrift: „Am Erker des Rathhauses, so An. 1578 angebauet worden, siehet ein steinerner Kopff, welcher für Cuntz Kausfungs Bildnis gehalten wird, mit einem gräßlichen Gesichte, großen Knebel-Barte und Sturmhaube, über sich das Bildniß der Gerechtigkeit habende, auf angedeuteten vierecketen Stein.“



 
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