681. Eine Glocke der Lungwitzer Kirche ist von einer wilden Sau ausgewühlt worden. |
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(Beschreibung über die Kirche zu Oberlungwitz, S. Martin genanndt, was man merkwürdiges von alters her, von mehr denn 200 biß 300Jahren a) wegen der Kirchen, b) wegen des Turms und c) wegen derer Glocken gefunden, und von mir dem dasigen Schulmeister besage derer Kirchen Bücher allhier aufgezeichnet worden. 1766. Manuskript.) Etliche sagen, es hätte bei Hohenstein von der Hüttenmühle am Grunde an dem Bächel hinauf ein Dorf gestanden, etliche wieder sagen, es wäre ein Städtchen mit Namen Kirchberg gewesen, und die Einwohner dieses Ortes hätten ein böses Geschrei gehabt und des sündigen Wesens so hoch getrieben, dass Gottes Strafe über sie ergangen und der Ort versunken wäre. Nach dieser Zeit sollen zwei Viehhirten ohnweit des ehemaligen Ortes Kirchberg ihr Vieh gehütet haben, und solche hätten wahrgenommen, dass eine wilde Sau zwei Glocken ausgewühlt hätte, davon der eine gesagt: „Diese Glocke will ich der Lungwitzer Kirche verehrt haben.“ Der andere habe gesprochen: „Das lass ich wohl bleiben, ich will mit meiner Glocke mir etwas zu gute tun und wohl leben.“ Darauf wäre solche Glocke wieder in die Erde gegangen und versunken. Und die aller ältesten Männer haben erzählt und auch noch bekräftiget, dass sie es von ihren Vätern und Großvätern gehöret, wie die von dem einen Viehhirten gefundene Glocke hernach nach Lungwitz gebracht worden wäre. Sogar geben sie nach ihrer Einfalt vor, wenn diese Glocke geläutet würde, sie gleichsam taktweise ihren Klang hätte:
„Baum maum Kirchberg, Kirchberg ist mein Vaterland, Da mich die wilde Sau umwandt“. Über die Wüstung Kirchberg s. auch No. 640. |