(Mündlich.) Ein Wald auf der Höhe zwischen Schneeberg und Aue, gegenüber dem Gasthofe zum Brünlasberge, heißt der Hoyer. Daselbst sieht man noch links von der Chaussee, welche von Schneeberg nach Aue führt, einen Hohlweg, welcher einst Straße war, und an derselben stand in alten Zeiten mitten im Walde ein Wirtshaus. Der Wirt in demselben war ein Räuber. Einst kehrte daselbst des Abends ein Fremder ein, der von dem Klösterlein Zelle kam und vieles Geld bei sich trug. Er wollte in dem Hause übernachten, aber ein Mädchen offenbarte ihm heimlich, dass er nicht lebend wieder hinausgehen werde. Da übergab der Fremde dem Wirte seine Tasche mit dem Gelde und sagte, dass er einem Freunde, der auch von Zelle her mit noch mehr Geld als er habe, komme, entgegen gehen müsse, der Wirt solle nur einstweilen sein Geld in Verwahrung nehmen. Als dies geschehen war, eilte der Reisende schnell nach dem Kloster und kam bald darauf mit namhafter Hülfe zurück. Seine Begleiter umzingelten das Haus und nahmen den Wirt gefangen. Als sie das Haus durchsuchten, fanden sie neben vielem Gelde auch Totengerippe zum Beweise, dass es vordem schon vielen Reisenden ebenso ergangen war, wie es dem Fremden, wenn ihn das Mädchen nicht gewarnt hätte, hätte ergehen müssen. Viele mochten in der Herberge eingekehrt, aber nicht wieder herausgekommen sein. Der Wirt aber, welcher ein Räuberhauptmann war, hieß Hoyer, und von diesem hat nun auch der Wald, wo das Gasthaus einst stand, den Namen Hoyer erhalten.
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