(Chr. Lehmann, Histor. Schauplatz ec. S. 757.) Im Erzgebirge trägt man sich mit einer alten Tradition, dass wilde Waldleute bisweilen an die Waldhäuser gekommen seien. Solcher wilden gebirgischen Satyren erinnerten sich vor Alters die Einwohner und Bergleute bei ihrem „Quaß“ und Fastnachtsspiel, bei welchem sie jährlich zwei wilde Männer verkleidet, den einen in Reisig und Moos, den andern in Stroh gehüllt, auf den Gassen umhergeführt, endlich aber auf dem Markt herumgejagt und endlich zum Schein niedergeschossen und gestochen haben. Die verkleideten Personen riefen dabei durch ihr Taumeln und ihre seltsamen Gebärden Gelächter hervor und spritzten dabei aus angefüllten Blasen Blut unter die umstehenden Leute, ehe sie als Tode niederfielen. Dann fassten sie die Jäger, legten sie auf Bretter und trugen sie ins Wirtshaus. Die Bergleute gingen daneben her und bliesen durch ihre Pechpfeifen und Grubenleder auf, als hätten sie ein stattliches Wildbret gefangen. Dergleichen Aufzüge hielt man vor dem dreißigjährigen Kriege, aber darnach sind sie abgekommen.
Auch dieses Fastnachtsspiel war jedenfalls ein Überrest der alten Frühlingsfeste, seine Bedeutung ist aber hier sehr verwischt worden. Der in Reisig und Moos gehüllte Mann sollte den Frühling, der Strohmann dagegen den Winter darstellen. Ursprünglich haben beide wohl miteinander gekämpft, bis der Frühling den Winter besiegte. Dass solche Kämpfe zwischen den persönlich dargestellten Jahreszeiten Winter und Frühling (Sommer) wirklich, z. B. in Schweden und Gothland, dargestellt worden sind, dafür bringt Jac. Grimm in seiner deutschen Mythologie mehrerer Beispiele, aus S. 440 heißt es daselbst: Ein vermummter Sommer und Winter, jener im Efeu oder Singrün, dieser in Stroh oder Moos gekleidet, traten auf und kämpften so lange miteinander, bis der Sommer siegte. Dann wird dem zu Boden geworfenen Winter seine Hülle abgerissen, zerstreut, und ein sommerlicher Kranz oder Zweig umhergetragen. |