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731. Der schwarze Teich auf Henneberg und der Teufelsstein bei Johanngeorgenstadt.

(Nach einer novellistischen Bearbeitung im Unterhaltungsblatte zum Erzgebirgischen Volksfreund, 1884, No. 53.)


Als noch in unseren Gauen und insbesondere auf dem Erzgebirge das Christen- und Heidentum mit einander im Kampfe lagen, wohnte auf einer Burg im Egertale ein böser Ritter. Zwar war derselbe als Christ getauft worden, jedoch hatte er im Herren noch nicht dem Heidentume entsagt, und Raubzüge und blutige Fehden galten ihm für kein Unrecht. Das Gegenteil von ihm war seine fromme Gemahlin, welche mit Hülfe ihres Bruders, der als Einsiedler in der Nähe der Burg lebte und oft in derselben verkehrte, ihre beiden Kinder, einen Sohn und eine Tochter, christlich erzog. Dem wilden Gemahl aber missfiel die Frömmigkeit von Frau und Kindern, und ganz besonders erzürnte er sich über seinen Sohn, weil derselbe keinen Gefallen an dem wilden Waffenhandwerke fand. Als er nun einst zu einer Fehde gegen den ihm verhassten Burgherrn von Königsberg auszog und seinen Sohn, obschon derselbe des Königsbergers einzige Tochter innig liebte, zwang, daran teilzunehmen, geschah es, dass der Sohn beim Ritte von der Burg vom Pferde stürzte und verwundet ins

Schloss zurückgetragen werden musste. Ingrimmig gab nun der Vater der Erziehung und dem Einflusse seines Schwagers die Schuld an dem Unglücke, und er nahm sich vor, mit Härte einzugreifen. Sein Sohn genas zwar unter der sorgsamen Pflege von Mutter und Schwester bald wieder, doch um dessen Ruhe war es für immer geschehen. Ja alle fühlten, dass der Vater böse Gedanken sowohl gegen den Sohn als auch Schwager im Herzen hegte und es ward von beiden die Flucht beschlossen. Dieselbe wurde bald darauf nach dem damals unwegsamen Erzgebirge ausgeführt, als der Vater wieder zum Kampfe gegen den Königsberger ausgezogen war und dabei den Sohn nicht mitgenommen hatte. Bei der Rückkehr in seine Burg kannte der Zorn des Ritters keine Grenzen, und da er ganz richtig in Frau und Tochter Mitwisserinnen der Flucht seines Sohnes erblickte, so mussten dieselben von ihm harte Misshandlungen erdulden. Er veranstaltete zwar sogleich Streifzüge durch das Gebirge, doch konnte er die Flüchtigen nicht auffinden.

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